Microcredentials

Kurzzeitige Lernformate sollen den flexiblen und bedarfsorientierten Kompetenzerwerb ermöglichen. Dieses Konzept der Microcredentials hat in bildungspolitischen Diskursen um Lebenslanges Lernen und wissenschaftliche Weiterbildung an Bedeutung gewonnen. Dabei werden Microcredentials gegenwärtig als Lösung diskutiert, dem erhöhten Bedarf an kürzeren Kursangeboten sowohl im Online- als auch im Hybridformat (blended learning) gerecht zu werden (vgl. Gaebel et al. 2021, S. 23). Der Ansatz von Microcredentials besteht darin, den Erwerb von spezifischen Kompetenzen und komplexem Wissen sowie die Erweiterung bereits erworbener Qualifikationen und Fähigkeiten durch leicht zugängliche und punktuelle Lernangebote gezielt und kurzfristig zu ermöglichen. Hierdurch besitzen Microcredentials das Potenzial, neue individuelle Lern- und Weiterbildungswege entlang der Anforderungen von Arbeitsmärkten und nicht-traditionellen Studierenden zu eröffnen. Damit würde zur Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung beigetragen.

Großer Klärungsbedarf existiert jedoch hinsichtlich der Anerkennung und Anrechnung dieser neuen Kompetenznachweise durch die Hochschulen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein weiteres wesentliches Potenzial von Microcredentials in der Eröffnung weiterer Zugangswege zur Hochschulbildung verortet wird. Voraussetzung für die Anerkennung und Anrechnung sind gemeinsame Qualitätskriterien und Standards, über die sich Kompetenzen, die in hochschulischen und außerhochschulischen Kurzformaten erworben und mitunter digital zertifiziert wurden, überprüfen und vergleichen lassen – so beispielsweise, wenn Microcredentials im Rahmen eines grundständigen oder weiterführenden Studiengangs angerechnet oder anerkannt werden sollen. Mit Blick auf die Angebote außerhochschulischer Bildungsanbieter stellt sich außerdem die Frage, welche Qualitätskriterien bei der Planung und Entwicklung von Microcredentials berücksichtigt werden sollten, um im Zuge von Anrechnungsverfahren als hochschulanschlussfähig gelten zu können.

Die Zukunftswerkstatt Microcredentials hat sich ab Herbst 2022 bis einschließlich März 2023 dieser Fragen angenommen und anhand der Auswertung des aktuellen Entwicklungs- und Diskussionsstands im Europäischen Hochschulraum Gelingensbedingungen für eine qualitätsgesicherte Anerkennung und Anrechnung von Microcredentials an deutschen Hochschulen erarbeitet. Im Rahmen eines Gutachtens wurden zunächst Herausforderungen und Anforderungen mit Blick auf die Verfahren identifiziert und Ansätze zur Standardisierung und Qualitätssicherung der Europäischen Kommission und europäischer Initiativen  auf ihre Anschlussfähigkeit ans deutsche Hochschulsystem und seinen bestehenden Angeboten in der wissenschaftlichen Weiterbildung geprüft. 

Parallel dazu entwickelte der Expert:innenkreis der Zukunftswerkstatt Empfehlungen, die die Hochschulen zum einen dabei unterstützen sollen, sich auf die voraussichtlich zunehmende Zahl an Anträgen zur Anerkennung oder Anrechnung von Microcredentials strategisch angemessen vorzubereiten, und die zum anderen Kriterien für Qualitätssicherung und Anschlussfähigkeit von Microcredentials bereitstellen.

Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt wurden im Rahmen der Konferenz „Microcredentials an Hochschulen. Zwischen Flexibilisierung, Internationalisierung und Qualitätsentwicklung“ am 30. und 31. März 2023 in München vorgestellt.

Expert:innen
  • David Akrami Flores
    Referatsleiter Erasmus+ Leitaktion 3: Politikunterstützung, Deutscher Akademischer Austauschdienst
  • Dr. Olaf Bartz
    Geschäftsführer, Stiftung Akkreditierungsrat
  • Barbara Birke
    Bereichsleiterin Analysen und Entwicklung, Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria
  • Franziska Bopp
    Leiterin Nationales Europass Center (NEC) in der Nationalen Agentur Bildung für Europa, Bundesinstitut für Berufsbildung
  • Dr. Petra Boxler
    Direktorin der Akademie für Weiterbildung, Universität Bremen
  • Prof. Dr. Eva Cendon
    Inhaberin des Lehrgebiets Erwachsenen- und Weiterbildung, FernUniversität Hagen
  • Jonathan Dreusch
    Referent für gute Lehre und Arbeitsbedingungen an Hochschulen, freier zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.
  • Dr. Matthias Enders
    Referatsleiter Referat VI H - USA, Kanada, Vereinigtes Königreich und Südasien der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen, Sekretariat der Kultusministerkonferenz
  • Michael Gaebel
    Director Higher Education Policy, European University Association
  • Dr. Claudia Haaßengier
    Geschäftsführende Referentin, Technische Universität Ilmenau
  • Iris Kimizoglu
    Executive Committee Member, European Students' Union (ESU)
  • Andreas Kröner
    Stellvertretender Vorsitzender DGWF, Leiter Weiterbildung / HoMe Akademie, Hochschule Merseburg
  • Andrea Mohoric
    Senior Expert im Bereich Berufsbildung im internationalen Vergleich, Forschung und Monitoring, Bundesinstitut für Berufsbildung
  • Ida Stamm
    Seniorberaterin im Bereich Bildung und Wissenschaft, Institut für Innovation und Technik in der VDI/VDE IT
  • Colin Tück   
    Director, European Quality Assurance Register for Higher Education
  • Prof. Dr. Elke Katharina Wittich
    Geschäftsführende Leiterin der Zentralen Einrichtung für Weiterbildung (ZEW) der Leibniz Universität Hannover

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