Studiengangsgestaltung
Die kompetenzorientierte Studiengangsgestaltung ist ein wesentliches Element bei der Umsetzung der europäischen Studienreform in den Hochschulen, die in Deutschland über die Länder vermittelt wird (vgl. Ländergemeinsame Strukturvorgaben der Kultusministerkonferenz von 2003/2010) Sie kann Anerkennung und Anrechnung für die Studierenden und die Lehrenden erleichtern sowie Mobilität und Durchlässigkeit befördern.
Definition
Im Studium sollen fachliche wie überfachliche Kompetenzen auf Hochschulniveau vermittelt werden (vgl. den HQR und die Niveaus 6, 7 und 8 des DQR). Daher liegt ein Schwerpunkt der Verbesserung von Studienqualität auf der konzeptionell schlüssigen Entwicklung von Studiengängen, für die Kompetenzen als Lernergebnisse formuliert für Veranstaltungen, Module und Studiengänge festgehalten werden, beispielsweise in Modulhandbüchern.
Bedeutung
Im Sinne des sogenannten „Constructive Alignment“ markiert die Formulierung von Qualifikationszielen und „Learning Outcomes“ sowie die Definition von Lernzielen auf der Qualifikations- und Modulebene (Modularisierung) einen entscheidenden Schritt für die spätere curriculare Ausgestaltung studierendenzentrierter sowie durchlässigkeits- und mobilitätsfördernder Studienangebote. Das Konzept des Constructive Alignment geht davon aus, dass die Festlegung der Lernergebnisse die Voraussetzung für eine zielorientierte Auswahl von Lehrmethoden und Prüfungsformaten ist. Lernergebnisse zu verschriftlichen bedeutet darüber hinaus, für Anerkennung und Anrechnung eine qualitätsgesicherte Grundlage, auf der die Prüfung stattfinden kann, zu schaffen. Diese Qualität wird mithilfe der Programmakkreditierung extern mit Hilfe von Agenturen oder intern in der Systemakkreditierung vom Qualitätsmanagement der Hochschule abgeprüft. Weitere Anforderungen an die qualitätsgesicherte Studiengangsgestaltung ergeben sich hinsichtlich Studierbarkeit, Praxisphasen und Modulgrößen (vgl. HRK/NEXUS 2017: Studiengangentwicklung).
Qualifikationsrahmen sind für die Hochschulen, Fakultäten und Fachbereiche wichtige Instrumente zur Orientierung bei der Entwicklung von Studiengängen, Studienbestandteilen, Prüfungsformen und Modulen. Die Vergleichbarkeit von Studiengängen und die Mobilität zwischen den Hochschulen im gemeinsamen Europäischen Hochschulraum werden durch den Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und den Qualifikationsrahmen für den Europäischen Hochschulraum (QF-EHEA), die aufeinander aufbauen, weiter gefördert.
Potenziale für Anerkennung und Anrechnung
Kompetenzorientierte Studiengangsgestaltung unterstützt durch klar formulierte Qualifikationsziele und Lernergebnisse transparente und faire Anerkennungs- und Anrechnungsprozesse. Doch auch auf der strukturellen Ebene der Konzeption von Studiengängen können die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, um Mobilität und Durchlässigkeit zu fördern. Die Einrichtung von Mobilitätsfenstern ist z. B. ein zentrales Instrument zur Förderung der Mobilität von Studierenden. Sinnvoll im Curriculum verankert, ermöglichen Mobilitätsfenster Studierenden relevante Teile ihres Studiums ohne Zeitverlust an einer Hochschule im Ausland oder im Rahmen eines Auslandspraktikums zu absolvieren. Die Integration von Containermodulen (bspw. als Wahlbereich) ins Curriculum bietet eine weitere Möglichkeit, Mobilitätshindernisse zu beseitigen und Anerkennungspotenziale auszuschöpfen. Möglichkeiten der pauschalen Anrechnung, Teilzeit- und Fernstudienmodelle können darüber hinaus dazu beitragen, Studiengänge für vielfältige Studierendengruppen zu öffnen.
Weiterführende Literatur
- Hochschulrektorenkonferenz (2017). Studiengangentwicklung – von der Idee zum Curriculum. nexus impulse für die Praxis - Nr. 13.
- Hochschulrektorenkonferenz (2016). Modularisierung gestalten. Spielräume optimal nutzen. Projekt nexus. nexus impulse für die Praxis, Nr. 10.
- I. Ferencz, K. Hauschildt, I. Garam: Mobility Windows. From Concept to Practice, Bonn 2013.