Zukunft bauen: Werkstatt für Mobilität und Durchlässigkeit

Kollaborative Tagung
Leipzig, 7. und 8. November 2024


Nachfolgend finden Sie die Dokumentation unserer Veranstaltung:


Konferenzbericht

Die Hochschulen stehen in Zukunft vor neuen und alten Herausforderungen. Bei aller Offenheit der Zukunft gibt es Entwicklungstrends für die Hochschulbildung, auf die sich die Hochschulen strategisch und praktisch vorbereiten. Mit diesen Trends in der Bildungslandschaft hat sich die kollaborative Tagung „Zukunft bauen: Werkstatt für Mobilität und Durchlässigkeit“ am 7. und 8. November 2024 in Leipzig befasst.

Ziel der Tagung war ein ergebnisoffener Austausch zu möglichen Zukunftsszenarien, die auf den Ergebnissen der MODUS-Zukunftswerkstatt „Entwicklungshorizonte von Anerkennung und Anrechnung an Hochschulen“ basieren. Die Expert:innen der Zukunftswerkstatt gingen von der Annahme aus, dass der Anerkennung und Anrechnung von Kompetenzen eine Schlüsselrolle in einer sich zunehmend national und international vernetzenden Hochschullandschaft zukommt, in der sich die Hochschulen konsequent für Zielgruppen mit internationalem Profil oder beruflicher Erfahrung öffnen. In diesem Kontext analysierten die Expert:innen weitere Bildungstrends für die Hochschulen. Daraus entwickelten sie vier Szenarien, die für die Tagung noch einmal zugespitzt wurden, um die kreative Auseinandersetzung mit ihnen anzuregen:

  • Datenverbund Plus: Die Hochschulen in Deutschland haben sich in 16 Hochschullandesverbünde zusammengeschlossen, die ihre Server sowie ihre gesamte datenbezogene Infrastruktur zentralisiert und an einem gemeinsamen Standort je Verbund zusammengeführt haben.
  • System für Lebenslanges Lernen: Lebenslanges Lernen wird in alle Bereiche der Hochschulen integriert und nicht nur in einzelnen Bereichen verfolgt. Studienangebote werden maßgeschneidert sowie durchflexibilisiert.
  • Kundenorientierung im Fokus: Die Hochschule ist ein Teil des Wirtschaftssystems geworden und wird teils privat, teil öffentlich finanziert; ihre Curricula sind an den Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtet.
  • Die entfesselte Hochschule: Die Hochschulen sind befreit von den wachsenden Aufgaben, die ihnen in der Vergangenheit als gesellschaftlicher Integrator zugewiesen wurden, und fokussieren sich auf „Wissen schaffen und vermitteln“.

(Die ausführlichen Beschreibungen aller Szenarien finden Sie hier.)

Die Veranstaltung war als experimentelle Werkstatt für Hochschulentwicklung angelegt, die den Teilnehmenden in mehreren intensiven Workshops methodische und inhaltliche Impulse für ihre eigene Arbeit und die ihrer Hochschulen bot. In jedem Workshop wurde dem jeweiligen Szenario eine fiktive Ausgangshochschule zugeordnet, um für die Teilnehmenden eine gemeinsame Denk- und Diskussionsgrundlage zu schaffen. In drei Workshopphasen tauschten sich Angehörige aller Statusgruppen – von der Präsidentin bis zum Studierenden – über Chancen und Risiken, Ziele und Aufgaben in vier Handlungsfeldern sowie über Maßnahmen aus.

In einer Fishbowl-Diskussion mit allen Teilnehmenden identifizierte Prof. Dr. Frank Ziegele, Geschäftsführer des CHE Centrum für Hochschulentwicklung und Mitglied der Zukunftswerkstatt, trotz der sehr unterschiedlichen Beschreibungen der Zukunftsszenarien viele Gemeinsamkeiten in den Diskussionen über ihre Chancen:

  • Flexible Bildungsmodelle und entsprechende Maßnahmen werden die Hochschulen der Zukunft prägen und auf individuellere Bildungsbiografien reagieren.
  • Hochschulen haben die Fähigkeit, Netzwerke zu bilden und zu gestalten, und können diese mit Blick auf zukünftige Entwicklungen einsetzen.
  • Die Digitalisierung und die Arbeit der Hochschulen werden durch Künstliche Intelligenzen geprägt sein.

Ziegele stellte die These auf, dass die Hochschulen, wenn sie sich auf die Zukunft vorbereiten wollen, Foresight-Kompetenzen insbesondere mit Blick auf die drei genannten Aspekte entwickeln sollten. Außerdem beobachtete er besonders zwei wiederkehrende Risiken der Szenarien in den Workshop-Diskussionen:

  • Die zunehmende Flexibilisierung von Bildungswegen und immer mehr Qualifizierungsmöglichkeiten bergen das Risiko, Studierende zu überfordern.
  • Der Campus als sozialer Ort wird als gefährdet wahrgenommen. Hochschulen sollten diesen in ihren Strategien ausreichend einbinden und berücksichtigen.

Neben der Arbeit in den Workshops regten zwei Keynotes zum Nachdenken über die Entwicklungspotenziale und -risiken an. HRK-Vizepräsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch sprach in seiner Keynote über den Kern hochschulischer Bildung. Dabei hob er unter anderem die Untrennbarkeit von Wissenschaft und Freiheit sowie die Verantwortung hochschulischer Bildung hervor, die deutlich mehr beinhalte, als nur möglichst effizient Qualifikationen für den Arbeitsmarkt zu hervorzubringen. Junge Menschen müssten beispielsweise vom ersten Tag an zur kritischen Reflexion der Reichweite und Gültigkeit von Wissensbeständen befähigt werden. Hierfür trügen die Personen in den Hochschulen eine gemeinsame Verantwortung.

Prof. Dr. Philipp Pohlenz, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, erläuterte in seinem Vortrag, wie die Evaluationsforschung dazu beitragen könne, aus schönen Zukunftsvisionen Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei spielt beispielsweise die Ex-ante-Evaluation eine wichtige Rolle, die Hochschulen dabei unterstützen kann, Instrumente und Schritte zu identifizieren, die für die Erreichung bestimmter Ziele nötig seien.

Die Ergebnisse aus den Workshops und Diskussionen im Plenum mündeten am Ende der Tagung in einen Baumarkt. Dort wurde das „Baumaterial“ der hochschulischen Zukunft ausgestellt. Die zusammengetragenen und entwickelten Maßnahmen aus den Workshops wurden anhand von Steckbriefen sichtbar gemacht. Die Teilnehmenden hatten währenddessen nochmals die Möglichkeit, ins Gespräch über ihre Erfahrungen und Visionen zu kommen und sich mit Kolleg:innen aus ganz Deutschland zu vernetzen. Daneben luden vier Kurzvorträge dazu ein, beispielsweise weiter in die Zukunft der Hochschulen im Bereich Digitalisierung oder europäische Zusammenarbeit zu blicken.

Bevor die Teilnehmenden nach zwei intensiven Arbeitstagen Leipzig wieder verließen, wurde in einer Abschlussrunde vor allem eines deutlich: Trotz aller gesellschaftlichen und bildungspolitischen Unsicherheiten blicken die meisten optimistisch in die Zukunft der Hochschulen. Viele berichteten, dass sie mit wichtigen Ideen, methodischen Anregungen, mehr Foresight-Kompetenz, inhaltlichen Impulsen und Tatendrang an ihre Hochschulen zurückkehren.




Steckbriefe

Die Teilnehmenden haben Ideen, Ansätze und Praxisbeispiele (bestehende oder neu erfundene) zur Lösung von in den Workshops diskutierten Szenarien in kurzen Steckbriefen zusammengefasst.

Die in einer PDF-Datei gesammelten Steckbriefe können hier heruntergeladen werden. Für die Navigation im Dokument nutzen Sie bitte die Verlinkungen im Inhaltsverzeichnis oder aktivieren die Lesezeichen - falls noch nicht bei Aufruf der PDF-Datei automatisch geschehen. 


Video Interviews

Programm

Szenarien (Beschreibung)

Steckbriefe aus dem Baumarktregal

Kontakt

Inhalt:

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apfel(at)hrk.de
+49 228 887 193

Ann-Christine Birke
birke(at)hrk.de
+49 228 887 192

Mina Wiese
wiese(at)hrk.de
+49 228 887 201

Organisation:

Barbara Kleinheidt
kleinheidt(at)hrk.de
+49 228 887 106

Jens Marquardt
marquardt(at)hrk.de
+49 228 887 108

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