International Conference on Recognition
25.–26. November 2021
English Version
Rund 500 Teilnehmende aus 42 Ländern tauschten sich in der letzten Woche auf der „International Conference on Recognition“ des HRK-Projekts MODUS zu den Themen Studierendenmobilität und Lebenslanges Lernen aus. In Keynotes, Präsentationen, Workshops und Panels wurden die Herausforderungen und Chancen fairer, transparenter und qualitätsgesicherter Verfahren zur Anrechnung und Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen an Hochschulen diskutiert. HRK-Präsident Peter-André Alt appellierte an die weltweite „akademische Familie“, Lösungen auf die vielen Herausforderungen im Sinne des gegenseitigen Vertrauens zu finden. Die Notwendigkeit zur Vertrauensbildung fand sich auch in vielen anderen Beiträgen wieder. So konstatierte EUA-Präsident Michael Murphy, dass die formell-rechtlichen Rahmenbedingungen in Europa mit der Lissabon-Konvention zwar gegeben seien, nun müssten die Hindernisse vor allem innerhalb der Hochschulen angegangen werden. Die Studierenden sprachen sich in einer „Pre-Conference“ am Vortag ab und brachten sich mit einer Stimme wirkungsvoll in die Konferenz ein. Liv Muth etwa vom Koordinierungsausschuss des studentischen Akkreditierungspools (KASAP), betonte, dass in Bezug auf Anerkennungspraktiken in den Hochschulen viel getan und diskutiert worden sei, diese jedoch in den Zielgruppen besser kommuniziert werden müssten (video). Neben vielen weiteren Themen standen v.a. Projekterfahrungen mit der Digitalisierung und Internationalisierung von Anerkennungs- und Anrechnungsprozessen sowie deren Qualitätssicherung im Fokus.
Eröffungspanel zur Global Convention
Im Eröffnungspanel diskutierten HRK-Präsident Peter-André Alt, Prof. Ernest Aryeetey von der African Research Universities Alliance, Katia Dolgova Dreyer vom Council of Europe, Dr. Michaela Martin vom UNESCO-International Institute for Educational Planning und Prof. Dr. Martin Paul von der Ruhr Universität Bochum über die Folgen der 2019 in Paris verabschiedeten „Global Convention on the Recognition of Qualifications concerning Higher Education“ der UNESCO. Die Konvention vereinfache v.a. Anerkennungen von Hochschulqualifikationen weltweit, in dem es die bisherigen Anerkennungslogiken des Lissabonner Abkommens für die innereuropäische Anerkennung von Hochschulqualifikationen auf die Unterzeichnerstaaten ausweite. Damit können künftig z.B. Qualifikationen von Hochschulen außereuropäischer Unterzeichnerstaaten qualitätsgesichert anerkannt werden, wenn kein wesentlicher Unterschied nachgewiesen werden kann. Die Global Convention fußt auf bereits bestehende regionale Konventionen und ist der erste UN-Vertrag zur Hochschulbildung mit einem globalen Geltungsbereich auf Grundlage der UN-Nachhaltigkeitsziele. Sie ergänzt die fünf regionalen Anerkennungsübereinkommen, um die Zusammenarbeit zwischen den Regionen auf einem gemeinsamen Rechts- und vertraglichen Bezugsrahmen zu stellen. Darüber hinaus erleichtere sie auch die Inklusion, einschließlich der Anerkennung der Qualifikationen von Flüchtlingen.
Prof. Alt stellte drei Gründe hervor, warum die Global Conventiondie Internationalisierung der Hochschulen weiter fördere: Aus Sicht der Studierenden erleichtern faire und transparente Anerkennungsprozesse weltweit die internationale akademische Mobilität und den Austausch zwischen den Hochschulen, um Studierende wie Lehrende enger zusammenzubringen. Auf diese Weise erfahren die Hochschulangehörigen auch mehr über die tatsächlichen Probleme ihrer Partnerinstitutionen im Ausland. Aus Sicht der Hochschulen bietet Anerkennung die Möglichkeit zur Überprüfung und Verbesserung der eigenen Studiengänge und der institutionellen Qualitätssicherung. Die Fähigkeit zur Anerkennung qualitätsgesicherter Lernergebnisse aus anderen Hochschulen trägt zum gegenseitigen Vertrauensaufbau zwischen in- und ausländischen Hochschulen bei. Durch die Anerkennung auch digital erworbener Qualifikationen durch z.B. Fernstudium und Online-Lernen werde neben dem physischen Austausch der virtuelle Austausch weiter zunehmen. Den Hochschulen bieten sich so neue Potenziale für die Organisation und Durchführung gemeinsamer digitaler Kurse und Module weltweit an. Insoweit sei der Weg zu mehr Flexibilisierung von Lernwegen, Lernergebnisorientierung und Studierendenzentrierung vorgegeben. Und aus globaler Sicht unterstütze Anerkennung die Wertschätzung für Diversität und Heterogenität in der Hochschulbildung weltweit. Zudem werde der Weg zu mehr Vergleichbarkeit und Transparenz von Anerkennungsentscheidungen geebnet.
Keynotes
Die Keynotes führten in die vier Themenbereiche der Konferenz grundlegend ein. Prof. Patrick Werquin Ph.D. (CNAM) legte exemplarisch dar, wie eine gelungene Anrechnung das Lebenslange Lernen unterstützen könne (video). Mariá José Lemaitre (CINDA) berichtete vom Stand der Anerkennung und der Qualitätssicherung in Lateinamerika (Video), während Irina Ferencz (ACA) Zahlen zur Studierendenmobilität vor und während der Pandemie präsentierte (Video). EUA-Präsident Michael Murphy schließlich nahm Stellung aus Sicht der europäischen Hochschulnetzwerke und Allianzen (Video).
Roundtables
Über den Einsatz digitaler Technologien bei der Etablierung und Verbesserung transparenter und fairer Anerkennungsverfahren diskutierten am Ende des ersten Tages Tilman Dörr (HRK-MODUS); Joachim Gümüş Kallevig (NOKUT), Jenneke Lokhoff (NUFFIC) und Nathanaël Poli (CICIC). Nach einer Betrachtung des aktuellen Stands in den einzelnen Ländern wurden die Herausforderungen bei der Digitalisierung der Anerkennung diskutiert und ein Ausblick in die Zukunft geworfen. Die Bedeutung digitaler, datenbankgestützter Prozesse insbesondere im Bereich der Studierendenmobilität und die Notwendigkeit des digitalen Austauschs von Studierendendaten wurden hervorgehoben (Video).
Anknüpfend an die Beiträge von Prof. Ernest Aryeetey wurde auch in der Diskussion mit Aurelija Valeikienė (Litauen), Prof. Alyssa Peleo-Alampay (Philippinen) und Dr. Fabrizio Trifirò (UK) unter der Moderationsleitung von Dr. Peter A. Zervakis (MODUS/HRK) auf die Bedeutung der Anerkennung für regionale und globale sozioökonomische Integrationsprozesse hingewiesen. Hier wurden die konkreten Herausforderungen bei der Schaffung einer internationalen Vertrauenskultur angesprochen und Lösungsansätze deliberativ erörtert, wie das Globale Anerkennungsübereinkommen zur Bewältigung dieser Herausforderungen beitragen kann. Die Rolle der ENIC-NARICs und ENIC-NARIC-Netzwerke bei der Verbesserung des Verständnisses für unterschiedliche Bildungs- und Qualitätssicherungssysteme sowie bei der Weiterentwicklung von Bereichen wie der Anerkennung wurde hervorgehoben.
Parallele Sessions
In rund 25 Präsentationen und Workshops wurden die vier Grundthemen weiter lösungsorientiert vertieft. Dass die Hochschulen die Verantwortung für die Weiterentwicklung annehmen, die Michael Murphy gefordert hatte, zeigte sich etwa in einer Podiumsdiskussion, in der es um einen erfolgreich eingesetzten Peer-to-Peer-Ansatz zur Weiterentwicklung des transatlantischen Studierenden- und Lehrendenaustausches im Rahmen eines von der EU geförderten internationalen Projekts ging.
Kontakt
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Dr. Peter Zervakis
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