Konferenz „Digitalisierung weiterdenken – Künstliche Intelligenz in Lehrorganisation und Hochschulverwaltung“

Karlsruhe, 10. und 11. April 2024


Nachfolgend finden Sie die Dokumentation unserer Veranstaltung:


Konferenzbericht

Spätestens seit der Einführung generativer Chatbots wie ChatGPT ist Künstliche Intelligenz (KI) im Alltag und in den Debatten an Hochschulen angekommen. Neben der Frage, wie KI-Anwendungen Forschung und Lehre beeinflussen, beschäftigen sich Hochschulen zunehmend auch damit, inwieweit sie die Digitalisierungsmaßnahmen in den Verwaltungen und in der Lehrorganisation sinnvoll ergänzen können. Diese Aspekte standen im Mittelpunkt der MODUS-Konferenz „Digitalisierung weiterdenken – Künstliche Intelligenz in Lehrorganisation und Hochschulverwaltung“ am 10. und 11. April 2024 in Karlsruhe. Rund 200 Expert:innen und Interessierte aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen widmeten sich dem Status quo und den Entwicklungspotenzialen von KI-Anwendungen in diesen Feldern und diskutierten, wie die digitale intelligente Hochschule der Zukunft gestaltet werden kann.

In seiner Begrüßung betonte Tilman Dörr (Hochschulrektorenkonferenz), dass KI ein wichtiges Instrument zur Erweiterung und Weiterentwicklung bestehender Digitalisierungsvorhaben an Hochschulen in zahlreichen Bereichen darstellt – etwa in der Lehrorganisation, der Studiengangsentwicklung und in den Verwaltungen. Die Hochschulen stünden dabei vor der Herausforderung, organisatorische, technische, rechtliche und ethische Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Integration von KI-basierten Systemen zu berücksichtigen. Hierzu solle die Konferenz einen Beitrag leisten.

Zwischen Chancen, Grenzen und Bedenken

Über zwei Tage hinweg tauschten sich die Teilnehmenden in unterschiedlichen Formaten intensiv über die Chancen und Grenzen von KI, über Praxisbeispiele und über die notwendigen Rahmenbedingungen für die Umsetzung aus. In drei moderierten Gesprächsrunden betonten sowohl Vertreter:innen aus den Hochschulleitungen, der Forschung und der Studierendenschaft beispielsweise, dass die Implementierung von KI-gestützten Systemen in allen Bereichen mit Transparenz einhergehen müsse. Noch immer bestünden bei vielen Beteiligten grundsätzliche Bedenken zum Einsatz von KI. Transparente Kommunikation über die Funktionsweisen und konkreten Einsatzfelder der Systeme könne diese Bedenken auffangen.

Aus vielen weiteren Diskussionspunkten und Fragen stach zum Beispiel jene nach den Grenzen von KI im Zusammenhang mit Entscheidungen hervor. Auf der einen Seite unterstrichen die Diskutant:innen, dass KI-Anwendungen in vielen Prozessen die Verantwortlichen unterstützen und ihre Arbeit erleichtern könnten, ihre Entscheidungen jedoch nicht übernehmen sollten oder gar könnten. Auf der anderen Seite stellten einige Teilnehmende auch die Frage, ob KI nicht sogar in der Lage sei, objektiver als Menschen wichtige Entscheidungsfaktoren einzubeziehen. In allen Fällen erfordere der Einsatz von KI die enge Begleitung von Expert:innen, die regelmäßige Überprüfung der Datenquellen sowie die Förderung von KI-Kompetenzen bei Beteiligten aller hochschulischen Statusgruppen.

 

Umsetzungsmöglichkeiten in Zeiten rasanter Entwicklungen

Anlass der Konferenz war die Veröffentlichung der Ergebnisse der Zukunftswerkstatt „Potenziale des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz in Anerkennungs- und Anrechnungsprozessen“, die von der Vorsitzenden der von MODUS initiierten Expert:innengruppe, Prof. Dr. Andrea Szczesny (Julius-Maximilians-Universität Würzburg), vorgestellt wurden. Die Handreichung „Künstliche Intelligenz in Anerkennungs- und Anrechnungsprozessen – Orientierung und Empfehlungen“ beschreibt anhand von drei Anwendungsbeispielen, wie KI die Digitalisierung von Anerkennungs- und Anrechnungsverfahren sinnvoll ergänzen kann. Wie Hochschulen die Empfehlungen der Zukunftswerkstatt vor dem Hintergrund der rasanten technologischen Entwicklungen nicht nur in Anerkennungs- und Anrechnungsverfahren, sondern allgemein in ihren Verwaltungen umsetzen können, war Thema einer anschließenden Diskussionsrunde. So sollten Hochschulen beispielsweise in Kooperationen gemeinsame Lösungen erarbeiten – sowohl länderübergreifend als auch auf EU-Ebene. Wichtig sei hochschulintern zudem die Einrichtung von Task Forces, die Anwendungsmöglichkeiten ausloten und erproben.

In zwei Keynotes wurden Rahmenbedingungen des KI-Einsatzes an Hochschulen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Prof. Dr. Moreen Heine (Universität zu Lübeck) erläuterte in ihrem Vortrag wissenschaftliche und technische KI-Grundlagen sowie Anwendungsszenarien im öffentlichen Sektor. Anhand der Metapher der „KI-Apotheke“ erklärte sie beispielsweise, dass sich KI aus den unterschiedlichsten Teildisziplinen der Informatik speise und bei KI-Systemen die „Zutaten“ variieren. Für den Einsatz von KI in Verwaltungsprozessen stelle sich die Herausforderung, „für jeden Anwendungskontext das richtige Werkzeug zu wählen“.

Der Fokus des Vortrags von Prof. Dr. Armin Grunwald (Karlsruher Institut für Technologie, Deutscher Ethikrat) lag auf der Frage, inwiefern KI menschliche Autonomie fördern oder bedrohen könne. Auf Grundlage der Stellungnahme des Deutschen Ethikrates zu den Herausforderungen Künstlicher Intelligenz betrachtete Grunwald ethische Fragestellungen und Normen, die bei der Implementierung berücksichtigt werden sollten. Unter anderem betonte er, dass Künstliche Intelligenzen nicht handlungsfähig sowie vollkommen objektiv seien und Entscheidungen weiterhin bei den Menschen liegen müssten. Ein Vorteil sei aber etwa, dass sie richtig eingesetzt zu diskriminierungsärmeren Entscheidungen und Handlungen beitragen könnten.

Erst die Digitalisierung, dann die KI

Einen Einblick in bereits existierende Anwendungen und Ansätze an Hochschulen konnten die Konferenzteilnehmenden in mehreren Foren gewinnen. Vorab erhielten sie die Möglichkeit, sich auf einer Projektmesse über die Praxisbeispiele zu informieren und in den Austausch mit den Vortragenden zu treten. Die anschließenden Vorträge und Diskussionen mit dem Publikum in den einzelnen Foren drehten sich zum Beispiel um den Einsatz von KI-gestützten Systemen in Studienberatungen und in der kompetenzorientierten Lehre sowie um rechtliche Aspekte vor dem Hintergrund des europäischen AI Acts.

Zum Abschluss der Konferenz wurden die Teilnehmenden per digitaler Abstimmung gefragt, was sie von der Veranstaltung mitnähmen. Häufig wurde die Erkenntnis genannt, dass Hochschulen die Prozesse erst einmal vollständig digitalisieren müssten, bevor KI sinnvoll eingesetzt werden könne. Darüber hinaus stach insbesondere folgende Beantwortung hervor: Die Teilnehmenden nehmen zahlreiche neue Ideen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Hochschulverwaltung und Lehrorganisation mit an ihre Hochschulen.




Präsentationen & Poster

KEYNOTES

Daten erschließen – KI entdecken
Prof. Dr. Moreen Heine, Universität zu Lübeck

Künstliche Intelligenz. Förderung menschlicher Autonomie oder ihre Bedrohung?
Prof. Dr. Armin Grunwald, Karlsruher Institut für Technologie

Vorstellung der Ergebnisse der Zukunftswerkstatt
Potenziale des Einsatzes von KI in Anerkennungs- und Anrechnungsverfahren
Prof. Dr. Andrea Szczesny, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

FOREN

A. Studienverläufe prognostizieren
ASSIST – Automatisierte Szenarien künftiger Studienverläufe
Prof. Dr. Kerstin Schneider, Bergische Universität Wuppertal
Poster 1
Poster 2

RAPP – Responsible Academic Performance Prediction – Ein sozialverträglicher Ansatz zur Einführung studentischer Leistungsprognose an einer deutschen Hochschule
Prof. Dr. Stefan Conrad, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Poster

B. KI-Kompetenzen lehren und lernen
KI-Campus
Dr. Kinga Schumacher, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH
Poster

KI-ExpertLab Hochschullehre
Caroline Berger-Konen, FernUniversität in Hagen
Poster

C. Intelligente Tools in Studienberatung und -organisation einbinden
KI:edu.nrw: Teilprojekt Studienberatung – Didaktik, Ethik und Technik von Learning Analytics und KI in der Hochschulbildung
Jessica Posenau & Mark Zeuch, Ruhr-Universität Bochum
Poster

CAVAS+ – Computerassistenz zur Verbesserung von Studienordnungen mithilfe der Nutzung von KI
Dr. Stefan Lindow, Universität Potsdam
Poster

D. KI rechtssicher einsetzen
Die künftige KI-Verordnung (AI Act) aus Sicht der Hochschulverwaltung
Prof. Dr. Georg Borges, Universität des Saarlandes

E. Lernfortschritt beobachten und fördern
LeAP – Learning Analytics Profiles
Dr. Jan Delcker, Universität Mannheim
Poster

IMPACT – Implementierung von KI-basiertem Feedback und Assessment mit Trusted Learning Analytics in Hochschulen
Prof. Dr. Hendrik Drachsler, Goethe-Universität Frankfurt

F. Vorstellung der Studie
Vorstellung der Studie: Analyse der Potenziale von KI in Anerkennungs- und Anrechnungsprozessen
Dr. Harald Gilch, Dr. Friedrich Stratmann, Dr. Klaus Wannemacher, HIS-Institut für Hochschulentwicklung e.V.
Poster

Zur möglichen Umsetzung in der Plattform für Inter*nationale Studierendenmobilität (PIM):
Dr. Anett Weber, Rosalie Freimann, Georg-August-Universität Göttingen
Poster

G. Individuelle Kompetenzentwicklung reflektieren
AISOP – AI-Supported Observation of E-Portfolios: Individuelle Kompetenzentwicklung durch E-Portfolios und KI
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Müller, Prof. Dr.-Ing. Paul Libbrecht, Pädagogische Hochschule Weingarten
Poster

WISY@KI – Dein persönlicher Weiterbildungsscout – ein Kooperationsprojekt
Kerstin Zappe, Weiterbildung Hessen e.V.
Poster

H. Individuelle Lernpfade vorausschauend planen und digital verarbeiten
KI-StudiUm – Etablierung einer KI-basierten adaptiv individualisierten Studierumgebung für Studierende und Hochschulverwaltung
Martin Trommer, Westsächsische Hochschule Zwickau
Poster

Online-Anerkennungsportal – KI-Einsatz in digitalisierten Anerkennungs- und Anrechnungsprozessen
Eva Aichner, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Poster

I. Digitalisiert und niedrigschwellig beraten
What2study – KI-unterstützte Studienberatung
Prof. Dr. Thomas Ludwig, FernUniversität in Hagen
Poster

Projekt USOS – Chatbot-basierte Unterstützung der Selbstorganisation an der TU Berlin/Studierendenservice
Dr.-Ing. Stefan Hillmann, Technische Universität Berlin
Poster

 


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